Nach dem Tod von Susanna F. wird wieder diskutiert, ob Flüchtlinge eine größere Gefahr für die Sicherheit der Menschen darstellen als andere Gruppen. Ein Blick in die Kriminalstatistik.
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Drei Kriminalfälle haben in den vergangenen Jahren die Deutschen besonders bewegt. Ein 20-jähriger Iraker soll die 14-jährige Susanna F. aus Mainz vergewaltigt und getötet haben. Die 15-jährige Mia aus Kandel war 2017 erstochen worden; der Prozess gegen den mutmaßlichen Täter, einen wohl 20 Jahre alten afghanischen Flüchtling, beginnt diesen Monat. Maria Ladenburger, 19 Jahre alte Studentin, ist im Oktober 2016 in Freiburg von einem inzwischen rechtskräftig verurteilten afghanischen Flüchtling ermordet worden.
In der Kriminalstatistik sind Flüchtlinge deutlich überrepräsentiert – vor allem bei Vergewaltigungen und Tötungsdelikten. Das zeigen aktuelle Zahlen des Bundeskriminalamts (BKA). Allerdings bekommen die allermeisten Flüchtlinge nie etwas mit der Polizei zu tun. Und die Gewaltkriminalität geht in Deutschland insgesamt deutlich zurück.
Im vergangenen Jahr registrierte die Polizei in Deutschland bei 5,6 Millionen Straftaten etwa zwei Millionen Tatverdächtige. 8,5 Prozent aller Tatverdächtigen waren laut Kriminalstatistik Flüchtlinge. Insgesamt leben in Deutschland derzeit rund 1,6 Millionen Flüchtlinge. Das sind zwei Prozent der Bevölkerung. Sie sind in der Kriminalstatistik also sichtbar überrepräsentiert.
Überwiegend waren Flüchtlinge in leichte und mittelschwere Delikte verwickelt. Am häufigsten ging es laut BKA um Vermögensstraftaten (vor allem ums Schwarzfahren) mit 29 Prozent, Körperverletzungen mit 24 Prozent, Diebstähle (insbesondere Ladendiebstähle) mit 22 Prozent und Drogendelikte mit 9 Prozent. Mit weitem Abstand folgten Sexualdelikte (1,6 Prozent) und Tötungsdelikte oder versuchte Tötungsdelikte (0,14 Prozent), wobei es überwiegend im Versuchsstadium blieb.
Allerdings ist bei den schweren Straftaten der Anteil der Flüchtlinge unter den Tatverdächtigen besonders hoch – vor allem bei Tötungsdelikten (14,3 Prozent), bei Raubtaten (15,1 Prozent) und schweren Sexualdelikten wie Vergewaltigungen (15,9 Prozent).
Kriminologen sehen vor allem drei Gründe für den hohen Anteil der Flüchtlinge in der Kriminalstatistik:
Erstens gibt die Statistik nur wieder, was die Polizei erfährt. Vor allem bei Sexualdelikten ist das Dunkelfeld hoch, weil Übergriffe von Verwandten, Partnern und Arbeitskollegen oft nicht angezeigt werden. Bei Taten von Flüchtlingen dürfte die Bereitschaft zur Anzeige dagegen deutlich höher sein, insbesondere nach den breit diskutierten Übergriffen in der Kölner Silvesternacht 2015/16.
Zweitens ging schon immer ein Großteil von Gewalt- und Sexualdelikten auf das Konto junger Männer. Diese Gruppe ist unter den Flüchtlingen, die von 2015 an nach Deutschland kamen, relativ stark vertreten. Allerdings wird ihr Anteil auch oft überschätzt. So machten 2016 junge Männer zwischen 16 und 25 Jahren rund 20 Prozent der Asylantragsteller aus.
Drittens nennen die Kriminologen soziale und kulturelle Gründe: eigene Gewalterfahrungen im Herkunftsland und auf der Flucht, eine aus der Heimat mitgebrachte Machokultur und fehlende soziale Kontrolle bei alleinreisenden jungen Männern. Hinzu kommen Frust und Perspektivlosigkeit, wenn jemand im Asylverfahren abgelehnt wurde und keine Chance auf ein festes Aufenthaltsrecht hat.
Trotz alledem ist das Leben in Deutschland heute ungefährlicher als früher. Denn trotz der großen Zuwanderung vor allem im Jahr 2015 ging die Gewaltkriminalität in den vergangenen zehn Jahren um rund zehn Prozent zurück, die Einbrüche um sogar 25 Prozent, ebenso die Straßenkriminalität. Die Zahl der Sexualmorde fiel zwischen den Jahren 2007 und 2017 von 18 auf 8.