wie ein Bulgare pro Stunde
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Eurostat hat die Arbeitskosten in der EU verglichen - sie reichen von 4,40 bis zu 42 Euro in der Stunde
25,40 Euro kosten Arbeitgeber eine Arbeitsstunde ihrer Mitarbeiter in der EU. Das meldet jetzt das Europäische Statistikamt Eurostat für 2016. Gemessen werden dabei neben Löhnen und Gehältern auch die Nebenkosten, also etwa Steuern und Sozialbeiträge.
Frankreich hat die höchsten Abgaben in Europa
Das sind 40 Cent mehr als noch ein Jahr zuvor und sogar 4,60 Euro mehr als noch 2004. Auf die Eurozone bezogen liegen die Arbeitskosten bei 29,80 Euro pro Stunde, ebenfalls 40 Cent mehr als vor einem Jahr.
Was aber wirklich krass ist an der Statistik, sind die regionalen Unterschiede: Die Arbeitskosten schwanken von 4,40 Euro in Bulgarien bis zu 42 Euro in Dänemark. Für den bulgarischen Stundenlohn arbeitet der durchschnittliche Däne also nur 6:30 Minuten.
Deutschland liegt mit 33 Euro pro Arbeitsstunde im oberen Mittelfeld. Wie fast alle anderen Staaten im roten Bereich der Grafik zeichnen auch wir uns durch besonders hohe Steuern und Sozialabgaben auf unsere Löhne aus.
In Deutschland machen die etwa rund sieben Euro (also rund 22 Prozent) der Arbeitskosten aus. Die höchsten Abgaben zahlen die Schweden mit 12 Euro pro Stunde, also rund 32 Prozent ihrer Arbeitskosten. Prozentual gesehen machen die Abgaben aber in Frankreich mit etwa 33 Prozent den höchsten Anteil aus.
Bulgarien steigert sich am stärksten
Was die Grafik uns deutlich zeigt, ist der krasse Unterschied zwischen West- und Mitteleuropa und den relativ neuen EU-Mitgliedern im Osten. Bulgarien mit erwähnten 4,40 Euro pro Stunde ist das Schlusslicht des Rankings, aber auch in Rumänien (5,50 Euro) und den Baltischen Staaten Lettland (7,50 Euro) und Litauen (7,30 Euro) ist Arbeit nicht teuer.
Gegenüber 2015 sind die Arbeitskosten innerhalb der EU mit 1,6 Prozent moderat gestiegen. In Deutschland lag der Anstieg mit 2,5 Prozent deutlich höher, weil hier auch die Reallöhne dank niedriger Inflation mit 2,3 Prozent markant gestiegen sind.
Die größten Steigerungen gab es aber selbstredend in den Ländern, die bisher sehr geringe Kosten verursachen. Denn so niedrig uns etwa die 4,40 Euro aus Bulgarien auch erscheinen, sie sind 7,8 Prozent höher als vor einem Jahr. Seit 2004 hat sich der Wert der Arbeit hier nahezu verdreifacht.
In Rumänien stiegen die Arbeitskosten binnen eines Jahres sogar um 11,6 Prozent, was EU-weit der Spitzenwert ist. Auch Litauen (+7,5 Prozent), Lettland (+6,4 Prozent) und Estland (+5,6 Prozent) melden starke Werte.
Löhne sinken in Großbritannien um zehn Prozent
Es gibt aber auch Länder, in denen Arbeit heute preiswerter ist als ein Jahr zuvor. Den größten Rückgang verzeichnet Großbritannien. Um 10,1 Prozent sanken hier die Arbeitskosten. Das ist dort quasi ein Jo-Jo-Effekt: Von 2014 auf 2015 waren die Löhne und Gehälter im Schnitt nach oben geschossen. Von 18,60 Euro pro Stunde ging es auf durchschnittlich 21,40 Euro pro Stunde - das war ein Plus von 15 Prozent. Das haben die Briten jetzt wieder verloren.
In einem stetigen Abwärtstrend befindet sich hingegen Italien. Hier gingen die Arbeitskosten um 0,8 Prozent zurück. Das liegt allerdings daran, dass hier die Sozialabgaben seit zwei Jahren leicht sinken. Die Löhne und Gehälter wachsen allerdings auch kaum.
Das dritte Land mit sinkenden Kosten - und zwar auf viel geringerem Niveau als England und Italien - ist Polen. Der Rückgang von 0,2 Prozent fällt hier nur auf, weil Polen mit 8,60 Euro pro Stunde sowieso sehr geringe Arbeitskosten hat.
Von Christoph Sackmann